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Der Malort

 
"Malen war noch nie meine Stärke!" oder "... da habe ich Hemmungen. Malen können andere besser als ich." So denken nicht nur Erwachsene über sich, sondern schon Kinder, die unangenehme Erfahrungen gemacht haben und beschämt im selben Moment am liebsten ihr Bild versteckt hätten. In Karlsruhe wurde nun für Menschen aller Altersgruppen in der Mathystraße der Malort 28 mit Arno Stern eröffnet, um vom Alltäglichen abgesondert Formen zu finden und mit Farben zu spielen - zu malen, was aus dem Unbewussten, der inneren Notwendigkeit heraus, geschehen will - ohne Zielsetzung und Gewohnheiten, die überwunden werden wollen.

 

In der Mitte des Raumes befindet sich ein großer Palettentisch mit 18 leuchtenden Farben. Es sind besondere Farben, die dafür geeignet sind, mit ihnen an senkrechten Flächen zu malen, ohne dass Tropfen entstehen müssen. Jeder kann sich neben seinen Malgefährten ausbreiten und nach seinem Bedürfnis den eigenen Raum in alle Richtungen erweitern. Die wundervollen Fehhaarpinsel sind spitz, aber saugfähig, um viel Wasser und Farbe aufnehmen zu können. Die Wände aus Packpapier erfahren zunehmend unzählige Pinselstriche, die über die Blattränder hinausgehen, und das so entstehende Muster führt den Raum allmählich in eine ganz besondere Stimmung.

"Das Kind (das kleine wie auch das erwachsene) entwickelt eine außergewöhnliche Geschicklichkeit und nimmt es mit den besten Handwerkern auf. Und doch liegt das Ziel des Malortes auf einer anderen Ebene. Es geht um die Entwicklung der Persönlichkeit und die Befriedigung eines unberücksichtigten Bedürfnisses. So erreicht jeder eine Ausgeglichenheit, die ihn vor vielen Gefahren bewahrt... " Arno Stern

 
 

Das Malspiel

 

Das Gemalte hat keinen Ansprechpartner und das Malspiel ist frei von Hast, von Beurteilung, Beeinflussung und von Konkurrenz, denn Verschiedenheit schließt den Vergleich aus.

Eröffnet wird die Malstunde mit dem Anlegen der Kittel. Das hat weniger den Grund, sich gegen Farbflecken zu schützen - was selbst den kleinsten Kindern nur selten passiert - als vielmehr ein Ritual zu ermöglichen, das hilft, durch das Andersaussehen und damit Anderssein die Außenwelt hinter sich zu lassen.

 

Das Papier wird durch jeden selbständig an die Stelle der Wand gebracht, wo der Raum für das eigene Spiel angenehm erscheint. Es kann viel Zeit vergehen, bis man sich entschieden hat, in welche Farbe des großen Palettentisches man zuerst den Pinsel taucht. Mit dem Pendeln zwischen dem Blatt an der Wand und prächtigen Farben entsteht die persönliche Spur, die der eigenen Welt entspringt. So können die Malenden entsprechend ihrem individuellen Maß Erfahrungen sammeln und verarbeiten, ohne allein zu sein. Mit zunehmender Zeit, geht die innere Anspannung verloren und das Bedürfnis, die Spur frei fließen zu lassen, verstärkt sich. Bei kleinen Kindern sieht man, dass unendliche Wiederholungen das für sie Wesentliche ans Licht bringt. Die Lust an der Wiedergabe, ohne zu fragen: "warum", bezeichnet Stern als einen Rauschzustand in Geistesgegenwart. Entgegen der häufig eingeprägten Gewohnheit, die Kinder von den Erwachsenen zu trennen, ist das Malspiel für Groß und Klein gleichzeitig miteinander möglich, in Sicherheit und Geborgenheit, in der sich durch hingebungsvolles Tun eine hohe Konzentrationsfähigkeit entwickelt. Mit dem Malspiel wird schon sehr früh eine Möglichkeit geschaffen, den inneren Frieden zu erhalten, der die Basis unseres persönlichen Glückes ist.
"Wer zu dieser Äußerung kommt, sich von allen Vorbildern und Vorstellungen befreit, hemmungslos die natürliche Spur entstehen läßt, kehrt zu seinem wahren Wesen zurück“ Arno Stern

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